Künftig künstlich? Gartenbau 4.0-Projekte auf dem Deutschen Gartenbautag des ZVG

Mannheim, 08. September 2023 

Spätestens mit dem Hype um ChatGPT ist Künstliche Intelligenz in aller Munde. KI-Tools verändern den Alltag und die Arbeitswelt. Auch im Gartenbau? Die Antwort lautet: Ja. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil ist der Ansicht, dass es ab 2035 keinen Arbeitsplatz mehr ohne Künstliche Intelligenz geben wird. 

Der Zentralverband Gartenbau widmet sich auf seinem Gartenbautag diesem wichtigen Thema unter dem pointierten Motto „Künftig künstlich? KI im Gartenbau“. Die Potenziale und Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz im Gartenbau sind den Projekten der Gartenbau 4.0-Förderung nicht fremd. Aus diesem Grund lud der ZVG drei Vertreter ein, um von ihren Erfahrungen und Entwicklungen in den Projekten zu berichten. Dabei wurden die Anwendungen von Künstlicher Intelligenz im Einzelhandel (Projekt PlantGrid), in der Pflanzenproduktion (Projekt WeBaRo) und in der Bewässerungssteuerung (Projekt GeoSenSys) beleuchtet.

Daneben gab Dr. Holger Schmidt, der an der Technischen Universität Darmstadt tätig ist, einen Einblick in die Hintergründe und das Potenzial von ChatGPT. Marc Schubhan vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz hat sich auf die Anwendung von Künstlicher Intelligenz in Einzelhandelsfilialen spezialisiert und berichtet aus dem Projekt „Knowledge4Retail“. Dieses Projekt verbindet Online- und stationären Handel und nutzt digitale Technologien zur individuellen Verbesserung des Kundenservice. 

Florian Haselbeck, Quelle: ZVG/Rafalzyk

Florian Haselbeck, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Weinstephan-Triesdorf, stellte das digitale Management-Unterstützungssystem vor, welches im Rahmen des Projektes PlantGrid entwickelt wird. KI-gestützte Absatzprognosen sollen kleine und mittlere Gartenbauunternehmen bei der gezielten Disposition und Bestellung der Ware unterstützen, um einerseits Umweltbelastungen durch Pflanzenentsorgungen zu reduzieren und andererseits Verluste durch entgangene Einnahmen zu senken. Der Beitrag von Herrn Haselbeck steht bei hortigate zum Download bereit, weiterführende Informationen über PlantGrid unter FuE-Projekte.

Prof. Dr. Jana Zinkernagel, Leiterin des Gemüsebauinstituts der Hochschule Geisenheim, nutzt in ihrer Forschung das Potential Künstlicher Intelligenz, um die Bewässerung im Freilandgemüsebau zu optimieren. Im Projekt GeoSenSys wird die Künstliche Intelligenz „ANNI“ (Artificial Neural Network for Irrigation) mit Wetterdaten, versch. Daten zur Bodenfeuchte und Sensordaten aus spektralen Messungen der Kultur trainiert, um daraus den tatsächlichen Bewässerungsbedarf abzuleiten. Im Projekt wird darüber hinaus ein umfassendes Entscheidungshilfesystem entwickelt, welches die Bewässerungsempfehlung erstmals mit einer Empfehlung zur Stickstoff-Düngung koppelt. Mehr über GeoSenSys unter FuE-Projekte > GeoSenSys. Der Tagungsbeitrag ist im Blickpunkt (hortigate) veröffentlicht.

Prof. Dr. Jana Zinkernagel, Quelle: ZVG/Rafalzyk

Künstliche Intelligenz und Weihnachtsbäume mögen auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben, im Projekt WeBaRo kommen sie doch zusammen. Dr. Klaus Müller (Universität Siegen) berichtet vom innovativen Weihnachtsbaumroboter „WeBaRo“, der Produzenten dabei unterstützen soll, Weihnachtsbäume nachhaltiger und wirtschaftlicher anbauen zu können. Denn mit dem Roboter kann der Einsatz von Betriebsmitteln gesenkt und die Arbeitslast reduziert werden. Der Roboter arbeitet autonom und übernimmt z.B. die mechanische Unkrautbekämpfung. Die Navigation des Roboters erfolgt über einen Algorithmus, der Satellitendaten und die Sensordaten des Roboters kombiniert. Weiterführende Informationen unter FuE-Projekte > WeBaRo, der Tagungsbeitrag ist im Blickpunkt veröffentlicht (hortigate).

Dr. Klaus Müller, Quelle: ZVG/Rafalzyk

Jörg Hernando Gotthardt und Stefan Obser, Quelle: ZVG/Rafalzyk

WeBaRo-Projektpartner Innok Robotics entwickelt autonome In- und Outdoor-Roboter. Unter der Blickrichtung „KI in Dienstleistungen“ stellen Herr Gotthardt und Herr Obser den Bewässerungsroboter RAINOS vor, der als autonomer Friedhofsgehilfe bis zu 20.000 Liter Wasser pro Nacht ausbringt. Das erleichtert in Zeiten des Fachkräftemangels nicht nur die Friedhofsgärtner sondern eröffnet auch neue Geschäftsmodelle (Gießen-as-a-Service). Auch diesen Tagungsbeitrag finden Sie im Blickpunkt (hortigate).

In der abschließenden Podiumsdiskussion beantworteten die Referenten Fragen und Anregungen aus dem Publikum.

Quelle: ZVG/Rafalzyk

Quelle: ZVG/Rafalzyk